Grafik: Welle - Dekoration

Gemeinde

St.Marein-Feistritz

SERPENTINGEBIET GULSENBERG

Das Kraubather Serpentingebiet gehört zu den vier bekannten Serpentinvorkommen in Österreich.

Geschichte: 
Das Serpentinvorkommen am Gulsenberg bzw. Preg (rechtes und linkes Murufer) dürfte zu Beginn des 19. Jhs. erstmals abgebeaut worden sein. Erwiesen ist, dass man die Rohstoffe spätestens seit 1826 in den Vordernberger Hochöfen weiterverarbeitete. Die Serpentinblöcke kamen roh nach Vordernberg und wurden dort zu Bodensteinen bzw. Gestellsteinen behauen. Der Serpentin aus der Gulsen wurde bis zur Stilllegung des Radwerks III in Vordernberg 1921 gebraucht. Magnesit aus der Gulsen wurde von 1852 bis 1857/58 ungebrannt als Ofenbaustoff (feuerfeste Ziegel) verwendet. Die Erfolge mit Magnesitsteinen als basischem Baustoff führten 1870 zur Inbetriebnahme des ersten österreichischen Schachtofens für Kaustischbrennen von Magnesit in der Gulsen. Bedauerlicherweise wurde der Wert dieses technischen Denkmals nicht beachtet und verfiel so im Laufe der Zeit.
Zwei Jahrzehnte später wurden die gulsener Magnesitwerke gegründet, die 1913 mit anderen Kleinbetrieben zur "Vereinigten Magnesit GmbH Kraubath ob Leoben" zusammengefasst wurden. 1920 erfolgte dann die Gründung der "Steierischen Magnesit Industrie AG Wien", welche das Kraubather Werk übernahm. In dieser Zeit arbeiteten viele Männer aus Fesitritz und Umgebung in diesem Betrieb, der aber bereits 1932 geschlossen wurde. Im 2. Weltkrieg wurde Material aus der Gulsen für die Erzeugung hitzebeständigen Betons für Bunkerbauten verwendet. 
Seit 1983 baut die Firma Teerag Asdag wieder im Gulsen Steinbruch ab.

Gesteins-, Planzen- und Tierwelt:
Das Gebiet ist eine Fundgrube sowohl für den Mineraliensammler, als auch für den Botaniker und Zoologen gleichermaßen interessant. 
Die Böden sind im Bereich des Serpentinvorkommens flachgründige Skelettböden (hoher Anteil an Steinsplittern im Mineralboden). Auf den steilen Sonnenhängen kommt es zur Ausbildung eines Trockenrasens, der als der östlichste inneralpine Trockenrasen Österreichs bezeichnet wird. Hier entsteht er nicht durch geringe Niederschläge, sondern durch die extreme Südlage und das Muttergestein. Auf flachen Hanglagen und steilen Hängen in Schattlagen, konnte sich der erikareiche Reliktföhrenwald ansiedeln. Oft schon im Jänner, Feber beginnt in den Föhrenwäldern die Erika zu blühen. Im März überzieht ein roter Teppich die Böden dieser Wälder. Die Erika oder auch Schneeheide genannt, ist ein Basenanzeiger und kommt hauptsächlich im Kalkgebirge vor. Im August blühen auch immer wieder das Heidekraut oder die Besenheide - weitere Anzeiger für saure Böden. Laubbäume sind seltener. Anzuführen sind die Birke, Aspe, Eberesche, Stieleiche und Salweide. Der Gulsenberg zeichnet sich durch eine einzigartige Fauna aus. So tragen zum Beispiel einige Schmetterlingsarten den wissenschaftlichen Namen "gulsensis". Zeitig im Frühjahr finden wir hier die schöne Zackeneule (Scoliopteryx libatrix L.), einen Nachtfalter, der in alten Stollen und in Höhlen überwindert. Seine Raupenspeise, die Himbeere ist hier ja überall vorhanden. Auf den kleinen Wiesen innerhalb der Föhrenwälder tritt ein roter Schmetterling auf, das Widderchen oder auch Blutströpfchen (Polymorpha transalpina gulsensis). Diese Art ist jedoch nur für den Spezialisten erkennbar, da am Gulsenberg auch andere, rote Widderchen-Arten vorkommen. Der Schmetterlingshaft besiedelt die Trockenrasen des Gulsenberges.
Interessante Pflanzen sind die Buchsblättrige Kreuzblume (Polygala chamaebuxus) und das Serpentin-Vergissmeinnicht (Myosotis stenophylla). An Orchideen wären zu nennen der Rote Waldstendel (Epipactis atrorubens) und sehr lokal das Rote Waldvöglein (Cephalanthera rubra).Für die Pilzfreunde wäre zu erwähnen, dass der Parasol ein charakteristischer Pilz für die Föhrenwälder und Heiden ist. Daneben findet man auch den Echten Reizker verhältnismäßig häufig.
Ein schönes Tier des Gulsenberges ist die Glatt- oder Schlingnatter. Grundfarbe beim Männchen meist braun oder robtraun, beim Weibchen grau oder braunschwarz. Sie wird bis 75 cm lang. Wie alle Nattern ist sie natürlich ungiftig, harmlos und sehr scheu. Wie alle Nattern steht sie unter Naturschutz!
Beim Steinbruch der Hartsteinwerke Preg findet man Olivin, Bronzit, Magnesit, die feinen Stäbchen des Aragonit und vielleicht sogar den seltenen Mc. Guinessit. Der Mc. Guinessit ist ein Mineral, welches nur in Kanada und in Preg gefunden wurde. Der "Blumenkohl" aus dem Augraben ist eine Form des Magnesit.
Viel gäbe es vom Serpentingebiet noch zu berichten und gibt es dort auch noch zu erforschen. Wer einmal einen Besuch oder eine Wanderung drthin unternommen hat, der kehrt immer wieder gerne zurück zur weiteren "Erforschung" der Gesteine, Pflanzen- und Tierwelt dieser einmaligen Landschaft.
Hier kommen Sie zu den Bildern der Gulsen!